Archiv der Kategorie: Kalyani Nagar

HOLI / होळी

Habe den Artikel von Holi ganz vergessen hochzuladen. Holi war vor kurzem und lässt sich kurz und knapp folgendermaßen beschreiben:
1. Kauf Farbpulver [das übrigens sehr stark färbt, allen blonden Menschen sei hiermit ein Kopftuch an Holi empfohlen]

2.Besorg dir Wassereimer, oder noch besser Wasserpistolen und fülle diese mit gefärbtem Wasser [was übrigens noch schlimmer färbt]

3. Zieh dir Klamotten an, die du danach ohne Herzbluten wegschmeissen kannst

4. Trinke Bhang [man mische Eiscreme, Milch, Cashewnüsse, diverse Gewürze und eine ordentliche Portion Marihuana]

5. Renn auf der Straße rum, schmeiss allen Leuten Farbe ins Gesicht, mach sie Nass, und schmeiss noch mehr Farbe.

6. Achja beim Schmeissen „Happy Holi!“ nicht vergessen.

Leider sinds nur ein paar Bilder, bei der ganzen Farbe und dem Wasser hatte ich ein wenig Angst um meine Kamera und konnte nur hier und dann mal ein Bild wagen.

Bei den Serienbildern am besten einfach schneller durchklicken. Kommt besser. Leider kann man die Ablaufgeschwindigkeit nicht einstellen bzw. mehrere Diashows einfügen.

 

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Indiaaaaaaa INDIA!!!

Wahnsinnsspiel und noch abgefahrenere Straßenparty. Erstes Inning bei mir im Waisenhaus geschaut und das zweite im Hotel bei „All you can drink Budweiser“

जय हिंदुस्तान!

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Bauarbeiten

So sieht unser Balkon der zur Straßenseite hinausgeht im Moment aus. Ich möchte hier allerding nicht gerade unsere Unfähigkeit zum Putzen präsentieren, sondern einfach mal zeigen was für ein Staub in der Luft hängt. Das könnte auch an der großen Anzahl von Baustellen liegen, die das gesamte Stadtbild Indiens prägen. Denn egal wo man sich befindet, gebaut wird immer. So leider auch direkt gegenüber von unserem Haus wo ein mindestens 3-stöckiges Bürogebäude hochgezogen wird, begleitet von Baulärm zwischen 6 Uhr morgens, also Sonnenaufgang, bis 7 Abends, wenn es wieder dunkel wird. In Deutschland könnte man für so etwas Mietminderung beantragen, in Indien wird man beim Vermieter wohl eher nur Unverständnis ernten. Auch unser Stadtteil, Kalyani Nagar, ist gerade mal ein paar Jahre alt und wird immer weiter bebaut. Eine riesen Society nach der anderen schießt aus dem Boden und das Flussufer wird auch im Moment geebnet, um Platz für weitere Bauten zu schaffen. Wo die ganzen Leute herkommen kann ich mir auch nicht erklären. Die Ansicht, dass die Straßen in großen Städten mit Gold gepflastert sein, hält sich anscheinend hartnäckig. So hartnäckig, dass man, wenn man auf dem NH4 Pune-Mumbai Highway in die Stadt mit der größten Einwohnerdichte der Welt fährt, ganze Geisterstädte betrachten kann die sich noch im Rohbau befinden, aber zu 100% bald auch bis oben hin vollgestopft sein werden. Neben solchen Bauwerken findet man meistens auch Slums, in denen die Wanderarbeiter während des Bauprozesses leben. Ist das Gebäude komplett fertiggestellt, wird alles wieder abgerissen und die Leute ziehen weiter. Auch neben Villen wird man diese Blechhütten finden. Dort lebt ganz einfach die Leute die zum Wohl der Villenbewohner angestellt sind. D.h. Gärtner, Fahrer, Köche, Kindermädchen, Wachmänner usw.

Goa, Kochin, Madurai. Incredible India!

 

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Ohrwurm und Obszönität

Wer sich fragt was hier so die ganze Zeit im Radio läuft… das hier.

Dieses Lied läuft seit Wochen überall rauf und runter und geht mir ernsthaft auf die Nerven. Das Video ist für indische Verhältnisse in extremster Weise mit nackter Haut und nassen Saris gefüllt. Eines der grenzwertigsten Videos die hier im Moment laufen. Gerade eben hat mir die Amerikanische Freiwillige Claire noch von ihren Erfahrungen im Wasserpark in Kerala erzählt wo alle Frauen nur komplett bekleidet und mit Tupatta schwimmen gehen.

मराठी

Nachdem ich jetzt endlich jemanden gefunden habe, der die Zeit und auch das sprachliche Verständnis besitzt mir jeden Tag eine Stunde lang Marathi beizubringen wollte ich mal ein paar Eigenarten der Sprache und Ausdrucksweisen der indischen Kultur darstellen.
Bitte und Danke sagt hier so gut wie niemand, es gibt zwar Wörter dafür auf Marathi, jedoch sind diese manchen Leuten Nichtmals bekannt. Die englischen Äquivalente sind da schon geläufiger. Doch auch diese werden so gut wie nicht benutzt, da ein „Danke“ in Indien nicht den Stellenwert einer Floskel hat, sondern fast schon als Bezahlung benutzt werden kann. Freundschaftsdienste und kleinere Aufmerksamkeiten können also einfach angenommen werden, werden aber auch in umgekehrter Weise von einem erwartet. Genauso ist es für Inder komisch wenn man immer fragt ob man sich z.B. Zigaretten oder Essen nehmen darf. Das gilt hier nämlich nicht als höflich, sondern wird eher als Zweifel an der Gastfreundschaft bzw. der Bereitschaft zum Teilen gesehen.

Große Verwirrung stiftet auch der Gebrauch des „Shall I go“.
Ist man in Gemeinschaft von Indern kann es schon mal vorkommen, dass einem diese Frage gestellt wird. Natürlich wird jeder Europäer vermuten das der Gesprächspartner das Gefühl hat nicht mehr willkommen zu sein und wird klarstellen, dass dieser natürlich noch gerne bleiben und nicht gehen soll. Das ist aber die komplett falsche Interpretation und kann auch mal auf sehr komplizierte Missverständnisse hinauslaufen. Der Hintergrund dieses Satzgebrauchs ist nämlich, dass der Inder gerne gehen möchte, dafür aber nach Erlaubnis fragt. Worin genau die kulturelle Begründung liegt nicht „Can I go?“ zu benutzen ist mir allerdings immer noch schleierhaft.

Der Satz der mich aber definitiv am meisten verwirrt hat und mich mehrfach an meinen Sprachkenntnissen zweifeln ließ ist: „Mi jétó“. Eine Floskel die nur im Marathi benutzt wird. Sie bedeutet so viel wie deutsche „Bis dann“. Das verrückte ist aber, dass es wörtlich übersetzt „Ich komme“ heißt, was ungefähr so sinnlos ist wie „Ich geh‘ jetzt schlafen“ zu sagen wenn man aufsteht. Es vergingen ca. 2 Wochen bis ich herausgefunden habe warum diese Redewendung existiert. Nämlich aus Aberglauben. Wenn man sagt „Mi dsató“, was dem deutschen „Ich gehe“ entspricht ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass einem etwas schlimmes passiert.

Arranged Marriage

Nachdem ich nun seit ein paar Wochen in der Stadt wohne, meine ersten Partys hinter mir hab, und auch schon mehr mit „Stadt-Indern“ geredet habe wird der Unterschied zum Land immer krasser. Das Leben in der Stadt unterscheidet sich nicht besonders von dem im Westen. Jedenfalls ist der Trend dahingehend. Natürlich sind viele Leute noch sehr konservativ erzogen worden, was sich in Ansichten zu Entscheidungsfreiheit der Eltern über das eigene Leben, sprich arrangierte Ehen etc. am extremsten wiederspiegelt. Viele der Frauen finden es okay, bzw. glauben wirklich daran, dass ihre Eltern das „Beste“ für sie tun werden. Das ist aber meistens nur die erste Aussage dazu, die, wie mir erscheint, die Standardantwort auf dieses Thema ist. Ich habe jetzt schon öfters die Erfahrung gemacht, dass sich die Meinung im weiteren Verlauf doch eher zu: „So wirklich zufrieden bin ich damit auch nicht.“ ändert. Arranged Marriages sind in Indien die meist verbreitete Methode um den wichtigsten Schritt im Leben eines Inders zu vollziehen. Die Heirat. Denn wer nicht spätestens bis zum 25. Lebensjahr unter der Haube ist wird sozial geächtet. „Love Marriages“ sind sehr selten und viele Inder trauen ihnen auch keine besondere Langlebigkeit zu. Es gibt mehrere Methoden um die ersten Schritte zur Partnerfindung einzuleiten. Schlägt man eine indische Tageszeitung auf wird man zu 100% mehrere Seiten mit Heiratsannoncen finden. Unterteilt sind diese in Braut, bzw. Bräutigam gesucht und richten spezielle Wünsche direkt an den Leser. So wird z.B. nach einer vegetarisch lebenden Jungfrau gesucht die auch aus der richtigen Kaste kommen muss. Die Lektüre dieser Annoncen kann auch viel Spaß machen da sich in ihnen viel Gesprächsstoff und Anreiz zum Lachen finden lässt. Warum jemand in einer Heiratsanzeige angibt, dass er Kontaktlinsen trägt, ist mir bis jetzt immer noch ein Rätsel. Doch nicht nur die Zeitungen sind mit Heiratsannoncen vollgestopft, wer mal nach sog. Matrimonial Websites googelt, wird auf hunderte von Homepages stoßen, die versprechen die perfekte Braut zu finden. Mitgift ist zwar offiziell verboten, wird aber trotzdem häufig noch verlangt. Die Beträge sind oftmals so hoch, dass die Familie der Braut seit deren Geburt sparen muss, bzw. sich durch Mitgift sowie den Kosten für die Hochzeit in hohe Schulden stürzt. Kein Wunder, dass die Geburt eines Mädchens nicht so begrüßt wird wie die eines Sohnes. Auf dem Bild ist übrigens ein frisch verheiratetes Ehepaar zu sehen. In der Mitte steht Sister Lucy, die Gründerin der NGO „Maher“. Die Braut wurde für längere Zeit in Maher aufgenommen und ist nun durch die Heirat erfolgreich sozial reintegriert.
Es gibt aber auch Gegenbeispiele. Inder, die versuchen das Leben im Westen eins zu eins zu kopieren, sehr viel Wert auf Markenkleidung und westliches Erscheinungsbild legen und teilweise sogar mit ihren indischen Freunden englisch Reden, nur um dem aus ihrer Sicht rückständigen, anscheinend langweiligen indischen Alltag ein bisschen zu entfliehen. Diese Sorte Menschen ist dem Thema Heirat auch oft gegenüber komplett anders eingestellt.
Indien befindet sich also im Moment in einer starken Entwicklungsphase. Sowohl wirtschaftlich, als auch in der Veränderung der Mentalität. Zwischen absolutem Gehorsam gegenüber den Eltern und eigener Entscheidungsfreiheit liegt hier manchmal nur eine Generation.

Es werden jetzt übrigens wieder öfter Artikel folgen… Lade ab sofort alles in der Arbeit hoch. Sry für die lange Pause, aber 2 Stunden zum Uploaden etc. ist dann doch zu stressig.

Schönheitsideale

Einer der skurrilsten Unterschiede im Vergleich zu Deutschland ist das Thema „Schöne Hautfarbe“. Während in Europa alle verzweifelt versuchen ihre weiße Hautfarbe mithilfe von Sonnenstudios, Bräunungscremes und stundenlangem Sonnenbaden im örtlichen Schwimmbad loszuwerden, kaufen Inder stattdessen Hautaufheller um die europäische „Wunschhautfarbe“ Braun loszuwerden. Nicht selten sieht man Inderinnen total verhüllt mit Handschuhen auf einem Roller zur Arbeit fahren, nur um den schrecklich bräunenden Strahlen der Sonne zu entgehen.
Außerdem herrscht totaler Hype auf westliche Markenkleidung. Denn jeder der solche Klamotten trägt ist 1.: voll im  Trend zum „westlichen“-Indien und hat 2. Geld. Allerdings sind die Strassen auch voll mit gefälschten Duplikaten, die aber mehr oder weniger diese Feststellung unterstreichen.
Allgemein kann man sagen: Wer weiße Haut hat und westlich aussieht, gilt in Indien als schön.

Unsere Wohnung

Wir alle haben letzten Donnerstag erfolgreich unsere neue Wohnung in Kalyani Nagar bezogen.  Sie liegt im dritten Stock der Queen’s Court Society und ist im Vergleich zu unserer alten Unterkunft auf dem Land riesig und unglaublich komfortabel. Zwar teilen wir 4 uns zwei  Zimmer, dafür sind die Hall, d.h. Wohnzimmer, sowie Küche sehr geräumig. Mir persönlich gefällt der große Balkon am besten auf dem bequem 10 Leute sitzen können und auf dem man in der Reichweite eines ungesicherten Wlan-Netzwerks ist, weshalb wir jetzt auch schnelles Internet besitzen.
Er ist eher wie ein weiteres Zimmer außerhalb, weshalb wir auch erst mal unsere Couchgarnitur nach draußen verfrachten haben. Regenzeit ist ja vorüber.
Betritt man die Wohnung landet man in der Hall, von der nach links und rechts Türen zu Balkon, Küche, sowie den zwei Zimmern und dem kleineren Balkon an der Stirnseite, abgehen. Jedes der Zimmer besitzt ein eigenes Bad mit Dusche und Durchlauferhitzer, d.h. wir können sogar mehr oder weniger warm duschen wenn wir wollen. Bis jetzt ist das heiße Wasser zu 98% nur zum Putzen verwendet worden, denn so  sauber wie auf den Bilder sah die Wohnung noch nicht am Anfang aus. Allein für die Küche haben wir mehr als 7 Stunden Putzarbeit zu viert gebraucht um A: Die Mischung aus Fett und Staub von Schränken, Boden, und Abzugsventilator zu befreien und B: die ca. 200 Kakerlaken mithilfe von Chemischen Todessprays zu beseitigen.
Außerdem haben wir,  sobald der Owner aus der Tür war, den gesamten kitschigen Wandschmuck sowie Platzdeckchen und gehäkelten Sesselschoner entfernt, die dem Ort eher den Flair einer typischen Omawohnung  gaben. Das einzige was uns im Moment noch stört, sind die gelb-beigen Wände die wir gerne umstreichen würden. Der Owner wollte das auch übernehmen, aber wie ich Inder kenne wird das erst in 5 Monaten passieren weshalb wir versuchen werden das selbst in die Hand zu nehmen.

Mein persönliches Highlight in der Wohnung ist und bleibt wahrscheinlich auch: Die halbautomatische Waschmachine. Die steht auf dem Balkon und sorgt dafür, dass ich mich freue Wäsche waschen zu können. Für Leute die die letzten 2 Monate nicht mit Hand gewaschen haben, ist das wahrscheinlich nicht nachvollziehbar.